So, 06.04.08
km 1: 4:09 min
km 2: 4:02 min (8:11 min)
km 3: 4:04 min (12:16 min)
km 4: 4:06 min (16:22 min)
km 5: 4:05 min (20:28 min)
km 6: 4:06 min (24:34 min)
km 7: 4:10 min (28:45 min)
km 8: 4:14 min (32:59 min)
km 9: 4:06 min (37:06 min)
km 10: 4:06 min (41:12 min)
Länge/Zeit: 10,00 km, 0:41:12 h, 4:07 min/km
Profil/Wetter: eben; heiter bis wolkig, kühl, trocken
Strecke: Am Strand von Timmendorfer Strand hin und her
Meine Armbanduhr piept flüsterleise um 5:22 Uhr. Das tut sie anstelle des Weckers, denn dieser brüllt zu laut, und ich will meine Frau nicht wecken. 5:22 Uhr ist eine Zeit, da stehen am Sonntag nur Läufer auf (und Schichtarbeiter). So auch ich, denn ich möchte zur Gemeinde Timmendorfer Strand, da gibt es den 4. Sparkasse-Ostseelauf Timmendorfer Strand. Man kann dort einen Halbmarathon, 10 km oder eine Seemeile (1,852 km) laufen, die Superkurzstrecke ist natürlich nur für Kinder. Obwohl Timmendorfer Strand (TS) relativ abgelegen ist, startet der 10-km-Lauf bereits um 9 Uhr, statt um 10, wie es sich gehört. Wahnsinn.
In Schleswig-Holstein gibt es Orte, die man von Kiel aus erreichen kann, und solche, die man von Lübeck aus erreichen kann. Orte, die man von Lübeck aus erreichen kann (außer Hamburg, aber das liegt noch nicht in Schleswig-Holstein), kann man von Kiel ganz schlecht erreichen und umgekehrt. Das liegt daran, daß die Bahn das Liniennetz so gestrickt hat, daß man von Kiel zuerst nach Lübeck fahren muß (100 km nach Südosten), um dann von Lübeck wieder nach Norden zu fahren, wenn man in die lübsche Gerechtsamkeit eindringen will. TS ist so eine Gemeinde im Vorhof Lübecks. Also fahre ich nicht dahin, sondern nach Pönitz. Dahin braucht der Zug nur 50 Minuten (statt fast 2 Stunden nach TS). Dann sind noch 10 km zu überwinden, und dafür nehme ich mein Fahrrad mit. Das klappt auch wunderbar: Erst den Rechner anschalten, um noch schnell meine Dörfer in dem Browserspiel "Die Stämme" zu versorgen, Kaffee rein, 4 Toastbrote mit Honig verklappt, mit dem Fahrrad zum Bahnhof, mit der schnuckeligen schön leeren Regionalbahn nach Pönitz und schließlich mit dem Rad über Scharbeutz nach TS. Das war zeitlich knapp kalkuliert, weil ich nicht noch einen Zug früher losfahren wollte. Vor Ort stellte ich fest, daß die Umkleidekabinen und Duschen mindestens einen Kilometer vom Startort entfernt sind. Das machte es noch knapper. Aber wozu ist man Läufer?
Natürlich wird vorm Start moderiert, und der Bürgermeister hält eine Rede, aber diesmal ist sowohl die Moderation erträglich als auch die Rede - die ist sogar stellenweise witzig. Den (parteilosen) Bürgermeister sollte sich TS dringend erhalten. Ich weiß nicht, wie er so als Verwaltungschef agiert, aber immerhin langweilt er nicht.
Ich laufe entspannt los. Mit kurzen Sachen, das ist etwas wagemutig. Das Wetter ist trocken, gelegentlich sieht man die Sonne schimmern, aber es ist auch recht kalt. Handschuhe sind mein einziges Zugeständnis an die Kälte. Ich bin ein ganz Harter. Vor allem aber weiß ich: wenn ich 10 km im Wettkampf laufe, ist jedes überflüssige Kleidungsstück superlästig, und die Temperatur wird nach kurzer Zeit mein geringstes Problem sein. So ist es dann auch.
Es geht zunächst ca. 2,5 km in Richtung Norden. Immer am Strand lang, bis wir Scharbeutz erreichen. Ein Zeitziel habe ich nicht. Ich habe ein Gefühl wie beim Wandertag früher in der Schule. Ich mochte Wandertage im Gegensatz zu meinen Schulkameraden - das war vermutlich das in mir verborgene Ausdauergen. Das Wandern selbst bedrückte mich nicht, und ich bekam Geld mit von zuhause für ein Getränk bei einem Kiosk oder sogar in einer Gartenwirtschaft. Das war für mich etwas ganz Besonderes. Ich konnte nämlich grellfarbene Brause kaufen. Das bekam ich sonst nicht. Zuhause hatten wir immer langweiligen Apfelsaft (Orangensaft war in meiner Kindheit noch viel teurer als Apfelsaft).
Auch heute ist die Stimmung so ähnlich wie früher. Warum eigentlich? Genau weiß ich es nicht. Vielleicht liegt es an der freundlichen, leicht schläfrigen Gegend, die mich an das Jeverland erinnert. Vielleicht liegt es auch daran, daß mich das Laufen selbst wie damals das Wandern nicht bedrückt, und ich weiß, daß ich hinterher ein alkoholfreies Erdinger kredenzt bekomme. Das ist zwar nicht grellfarben, aber das gibt es zuhause normalerweise auch nicht, weil unsere üblichen Einkaufsstellen (Aldi, Lidl, Plus) das nicht führen. Es gibt ja viele Versuche, Läufer mit irgendwelchen Produkten einzufangen. Beim alkoholfreien Weizenbier haben sie mich gekriegt. Ich mag es, besonders nach dem Laufen.
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Auf dem Rückweg von Scharbeutz |
Schließlich noch die Rückfahrt. Die Sonne ist inzwischen prominent am Himmel, auch wenn es noch kalt ist. Das Radfahren nach Pönitz macht Spaß, mir geht es gut, und mittags kurz vor eins bin ich wieder zuhause. Es hat auch seine Vorteile, wenn ein Lauf früh beginnt.
Mein Fazit: Der Lauf war gut organisiert, auch wenn es wirklich schwierig für Nichtautofahrer ist, daß die Umkleidekabinen weit vom Start entfernt liegen. Die Strecke hat ein bißchen das Kiel-Marathon-Problem: Immer hin und her. Bei einem Halbmarathon muß das lästig sein. Aber davon abgesehen ist sie durchaus reizvoll, wenn man - wie ich - Meer mag. Wenn man in der Nähe wohnt, ist die Veranstaltung zumindest als 10-km-Lauf eine gute Wahl. Und was ich auch fest ins Auge nehme: den Halbmarathon in Pönitz, der am 13.07.08 stattfindet. Denn die beiden Seen, zwischen denen Pönitz liegt, sehen sehr nach einer prima Laufgegend aus.