17. Sparkasse Kiel Lauf 2004

So, 12.09.04:
Tegla Loroupe, die spätere Siegerin, beim Dehnen.

km 1: 3:59 min (0:03:59 h)
km 2: 4:08 min (0:08:06 h)
km 3: 4:05 min (0:12:11 h)
km 4: 4:06 min (0:16:17 h)
km 5: 4:04 min (0:20:21 h)
km 6: 4:34 min (0:24:55 h)
km 7: 4:01 min (0:28:57 h)
km 8: 4:20 min (0:33:16 h)
km 9: 4:12 min (0:37:29 h)
km 10: 4:06 min (0:41:35 h)
km 11: 3:32 min (0:45:06 h)
km 12: 3:59 min (0:49:05 h)
km 13: 4:10 min (0:53:15 h)
km 14: 4:16 min (0:57:31 h)
km 15: 4:13 min (1:01:43 h)
km 16: 4:33 min (1:06:16 h)
km 17: 4:23 min (1:10:39 h)
km 18: 4:21 min (1:15:00 h)
km 19: 4:26 min (1:19:26 h)
km 20: 4:18 min (1:23:45 h)
km 21,098: 4:16 min (1:28:01 h)
Länge/Zeit: 21,10 km, 1:28:01 h, 4:10 min/km
Profil/Wetter: teils eben, teils Steigungen; bedeckt, stark windig.
Strecke: Zwei Runden am Hindenburgufer und durch die Innenstadt.
Der Start des Halbmarathons.

Eigentlich war ich wieder ganz gut im Training, aber die vorletzte Woche vor dem Wettkampf fiel leider wegen Krankheit aus. Und da es ja allgemein und zu Recht als unklug gilt, in der letzten Woche vor einem wichtigen Wettkampf hart zu trainieren, fühlte ich mich zwar an der Startlinie gesund, aber schlecht vorbereitet. Trotzdem wollte ich versuchen, Ehre einzulegen. Ehre, das ist: in der Nähe meiner bisherigen Bestzeit für einen Halbmarathon von 1:29:21 h bleiben. Denn der Kiel-Lauf startet genau vor meinem Dienstgebäude, dem Kieler Rathaus, und endet auch da. Und da die Ergebnisse auch noch in den Kieler Nachrichten, der Ortszeitung, veröffentlicht werden, wollte ich eine schöne Zeit für mich gedruckt sehen.

Das Wetter war in der Woche vor dem Kiel-Lauf superschön, aber an dem Tag des Laufs zog es sich bedenklich zu. Außerdem kam Wind auf. Ziemlich viel Wind sogar. Aber zu dem komme ich noch.

Der Kiel-Lauf besteht aus mehreren Läufen: einem Bambinilauf (800 Meter), einem Schnupperlauf (5,7 km), einem Volkslauf (10,5 km) und dem Hauptlauf (21,1 km). Der Volkslauf besteht aus einer Runde vom Rathaus zum Hindenburgufer (der westlichen Fördekante, direkt am Wasser), das man fast 5 km lang nach Norden läuft. Dann geht es über den Niemannsweg (ca. 3 km) und einigen anderen Straßen zurück zum Rathaus. Beim Halbmarathon läuft man einfach zwei Runden.

Im Gegensatz zum letzten Jahr läuft man zuerst zur Wasserkante und dann erst durch den Niemannsweg zurück - im letzten Jahr war es noch anders herum. Das hatte bittere Konsequenzen für die Läufer. In jeder Runde kamen zuerst knapp 5 leichte Kilometer am Hindenburgufer: topfeben, mit ordentlich Rückenwind. Dann kamen fast 6 sehr schwere Kilometer: ständig bergauf mit gelegentlichen Plateaus zum Erholen, zum Ende hin Kopfsteinpflaster und Gegenwind. Richtig viel Gegenwind. Da lohnte sich sogar das Windschattenlaufen. An meinen Splitzeiten kann man das gut sehen: Bis km 5 Zeiten um 4:05 min, der sechste Kilometer in 4:34 min. Es ging einfach nicht besser - jedenfalls nicht, wenn ich auch noch die zweite Runde schaffen wollte. Am Ende der Runde kam dann ein steiles Stück bergab (Klopstockstraße und Fleethörn), das die ganzen schön erlaufenen Höhenmeter auf anstrengende Weise vernichtete. Denn Bergablaufen ist, wie jeder einigermaßen erfahrene Läufer weiß, schlimmer als Bergauflaufen.

Das Ganze wiederholte sich dann in der zweiten Runde, aber mit dem Unterschied, daß ich nach km 18 nicht mehr auf Geschwindigkeit kam. Die Batterien waren einfach alle. Ich mußte daher selbst den relativ leicht zu laufenden km 20 in 4:18 min absolvieren. Für den korrespondierenden km 10 hatte ich etwa 4:06 min gebraucht. Erst auf dem letzten Kilometer konnte ich noch etwas Gewaltgas geben (3:53 min/km für die letzten 1,0975 km).

Das Ganze wäre möglicherweise noch schlimmer gewesen, wenn ich nicht systematisch Kohlenhydrate zugeführt hätte. Bei meinen letzten beiden Halbmarathons habe ich vom Gefühl her gelenkt darauf verzichtet und nur etwas Wasser getrunken. Diesmal hatte ich vorher ein schlaues Buch gelesen: "Lore of Running" von Tim Noakes, ein 1000-Seiten-Wälzer. Herr Noakes zitiert darin Untersuchungen darüber, ob, wieviel und wann die Aufnahme von Kohlenhydrate während eines Rennens die Leistungsfähigkeit verbessert. Er kommt dabei (vergröbert dargestellt) zu dem Ergebnis, daß es die Zeiten verbessert, wenn man früh damit beginnt, sich Kohlenhydrate in kleineren Mengen einzupfeifen. Alles außer Fructose ist dabei erlaubt. Also habe ich diesmal wieder auf die bewährten Squeezies zurückgegriffen. Das sind kleine, sündhaft teure Tütchen mit einem klebrigen Gel aus Maisstärke. Die lassen sich gut mit den Zähnen aufreißen und kurz vor der Wasserstation in den Mund drücken. Dann noch ein Becher Wasser hinterher, und schon schmeckt es nicht mehr so widerlich. Ich habe das bei Kilometer 4, 14 und 17 gemacht. Und es mag ein Placebo-Effekt sein, aber ich hatte durchaus das Gefühl, daß ich etwa 5 Minuten später einen richtigen Schub bekam, der die Verzögerung durch das Trinken mehr als ausglich.

Trotz oder gerade wegen der Widrigkeiten war es ein toller Lauf. Mein Körper spielte brav mit. Natürlich mimte er den Erschöpften, schützte aber keine ernsthaften Schmerzen vor und ist auch jetzt relativ guter Dinge. Und es reichte für eine neue Bestzeit: 1:28:01 h. Die offizielle Zeit war zunächst 1:28:54 h, aber das war offensichtlich falsch, weil ich die Bruttozeit selbst gestoppt hatte, und einige Stunden später war dann auch die Liste mit den Zeiten korrigiert.

Hinterher habe ich noch sunflower und till aus dem Forum www.laufen-aktuell.de getroffen und noch eine Frau, deren Name mir leider entfallen ist. Das war sehr nett. Wir gingen ins El Paso, bestellten uns was zu essen, und ich haute rein. Till und sunflower kuckten eher sparsam auf ihren Teller - das Essen war zwar gut, aber irgendwie hatten die beiden keinen Appetit. Kann ich ja nicht verstehen. Nach einem Wettkampf habe ich eigentlich immer Hunger, der nur noch vom Durst übertroffen wird.

Ja, und dann regnete es. Es regnete auch schon während des Halbmarathons, aber glücklicherweise erst nach ca. anderthalb Stunden, als ich mich schon in meinem Dienstzimmer im Rathaus abwusch. Das ist nämlich wirklich klasse am Kiel-Lauf: ich habe mein eigenes Umkleidezimmer mit Waschbecken - und immer ein Klo zur Verfügung. Nur eine richtige Dusche fehlt noch.

Allerdings war die Organisation auch sonst relativ gut gelungen. Das gilt jedenfalls für den Lauf selbst. Die Streckenführung war gut ausgeschildert, es standen bei jedem Kilometer die richtigen Schilder, es gab ungefähr alle 3,5 km Verpflegungsstationen, das mit dem Zieleinlauf klappte gut, am Schluß gab es eine Medaille von nicht verschwitzten hübschen Mädchen - da gibt es nichts zu meckern. Das mit den Zeitlisten war ein kleiner Hänger, aber es ging ja gut aus. Daß die Funktions-T-Shirts, die im Organisationsbeitrag von 15 Euro enthalten waren, nicht rechtzeitig da waren, konnte man auch verschmerzen, vor allem, weil es ein zusätzliches "Trost-Shirt" gab: ein Baumwoll-T-Shirt vorweg; das richtige Funktionsshirt von Puma wird noch mit der Post nachgeliefert. Die Kiel-Lauf-T-Shirts sind übrigens wirklich gut, nicht nur irgendwelche dahingeschlunzte Synthetik-Hemdchen.

Nicht so überzeugend war die Siegerehrung. Es wurden zwar alle Sieger geehrt, aber den Moderator sollten die Organisatoren dringend auswechseln. Der kriegte kaum einen Satz gerade hin, und seine Scherzlein waren schon knapp jenseits der Zahnschmerzgrenze. Bei der Tombola war das ganz besonders peinlich.

Außer den laufen-aktuell-Teilnehmern und mir sind übrigens noch andere mitgelaufen. 1.500 beim Halbmarathon und etwas über 1.300 beim 10,5-km-Volkslauf, um genau zu sein. Bei den Männern gewann nicht ganz überraschend ein Kenianer, nämlich David Plimo mit 1:03:09 h, und bei den Frauen die nicht ganz unbekannte Tegla Loroupe, eine Ex-Marathon-Weltrekordlerin, in 1:11:59 h. Selbstverständlich auch aus Kenia. Den Volkslauf gewann Steffen Uliczka, der bei der Deutschlandstaffel der Läufer war, der mir den Staffelstab übergab, in 34:37 min (entspricht einer 10-km-Zeit von etwa 33 Minuten). Bei den Frauen war es Rhea Richter in 41:13 Minuten. Wo ich gerade beim Statistik-Treiben bin: Die mittlere Zeit (also diejenige desjenigen Läufers bzw. derjenigen Läuferin, der oder die die "mittlerste" Plazierung hat) betrug beim Halbmarathon 1:48:32 h (Männer) bzw. 1:58:51 h (Frauen). Beim Volkslauf über 10,5 km waren es 57:02 min (Männer) und 1:04:48 h (Frauen). Das ist vielleicht ganz interessant für Läuferinnen und Läufer, die noch nicht an Wettkämpfen teilgenommen haben und ihre eigene Zeit ein bißchen einschätzen wollen. Außerdem sagt es auch etwas über das Niveau des Laufs im Hauptfeld aus - anders als die Spitzenzeiten, die gerade beim Kiel-Lauf ja eher einen verfälschenden Eindruck machen.

Insgesamt ein toller Lauf, aber überraschend anstrengend. Wer hätte das gedacht, daß man in Kiel Probleme mit Steigungen haben könnte...