Eckernförder Stadtlauf 2006

So, 09.04.06

Aus der Eckernförder Lokalzeitung
km 1: 4:07 min
km 2: 3:57 min
km 3: 3:56 min
km 4: 4:08 min
km 5: 4:08 min
km 6: 4:08 min
km 7: 4:09 min
km 8: 4:13 min
km 9: 4:12 min
km 10: 4:00 min
Länge/Zeit: 10,00 km, 0:41:00 h, 4:06 min/km
Profil/Wetter: eben; regnerisch, kalt, bedeckt
Strecke: Zweimal eine 5-km-Schleife durch Eckernförde

"Wanderer, kommst Du nach Liechtenstein,
tritt nicht vorbei, tritt mitten rein."

Das könnte man auch auf Eckernförde anwenden. Um dort eine 10-km-Strecke zu verlegen, haben die Organisatoren soviele Schlenker und Schnörkel in der kleinen Stadt ausgekuckt, bis es immerhin für fünf Kilometer gereicht hat, und dann läuft man das ganze zwei Mal. Soviel zur Streckenführung.

Wie lief sich das Ganze? Nun, pralle Sonne, frühlingshafte Temperaturen und dann in kurzer Hose und T-Shirt an der Strandpromenade lang, und teilweise durch die wirklich hübsche Innenstadt - das hat was. Oder hätte es gehabt. In Wirklichkeit regnete es, es hagelte sogar kurz, und bei etwas über null Grad (gefühlt) war ich nicht zu warm angezogen mit langer Hose, langem Shirt und langer Funktionsunterwäsche darunter. Nur die Scheibenwischer auf der Brille haben mir gefehlt. Der Reiz der Strecke im Regen geht leider gegen Null, allerdings liegt das nicht an der Streckenführung oder an Eckernförde, sondern am Wetter.

Am Abend vorher hatte ich griechisch gegessen. Und natürlich auch getrunken, Ouzo und irgendeinen geheimnisvollen Schnaps, den der Großvater des Wirts selbst gebrannt hat, und nicht zuwenig. Es ist wichtig, daß das Blut nicht zu dick wird, damit es auch die äußeren Körperregionen in der Kälte problemlos erreicht, und Alkohol macht das Blut dünner, das ist nachgewiesen. Von mir. In langjährigen Selbststudien. Am Morgen vorher bin ich zum Ausgleich noch einmal forsch acht Kilometer gelaufen, um ein bißchen Tempotraining zu machen. Das hatte ich nämlich glatt vergessen in den Wochen vorher. Ich hatte zuviel mit den langen Läufen für den Marathon zu tun.

Das war jetzt der Abschnitt mit dem Vorwettkampfgejammere. Das brauche ich diesmal nicht, damit das Ergebnis umso heldenhafter rüberkommt, sondern mehr dafür, damit das Ergebnis nicht allzu jämmerlich ausschaut. Denn ich hatte mir trotz wenig spezifischer Vorbereitung wieder einmal vorgenommen, die 10 km unter 40 Minuten zu laufen. Das würde ich so gerne mal schaffen, ehe es zu spät ist und das Alter seinen Tribut fordert.

Um das hinzukriegen, war ich diesmal besonders schlau. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ich schneller laufe, wenn ich einen MP3-Player auf habe und dabei moderne, treibende Rhythmen höre. Ihr wißt schon, diese seltsame Musik, die heute immer in den Radios läuft. Damals, als die Radios noch Röhren hatten... aber das ist ein anderes Thema. Also startete ich mit einem MP3-Player auf den Ohren, dem kompakten Player von Aldi nämlich. Da braucht man keine Kabel, der Player ist im Kopfhörer integriert. Sehr praktisch.

Die ersten drei Kilometer klappten prima. Zur Halbzeit war ich bei 20:03 min. Das kann man auch noch hinbiegen. Dann war die Luft raus. Einfach so. Sie war weg. Da gab es kein Beißen, kein Quälen mehr - es ging einfach nicht besser. Persönlich hatte ich noch einen kleinen Höhepunkt bei Kilometer 8 etwa, wo ich zum ersten Mal in meinem Läuferleben taktisch lief. Irgendso ein junger Schnösel schickte sich an, mich zu überholen. Ich sah die Ecke aus der ersten Runde, wo ich wußte: danach kommt die Passage an der Strandpromenade, wo einem der Gegenwind jeden Mut nimmt und fast von den Füßen bläst. "Ha, du junger Schnösel, überhol mich, ich habe einen Plan!", dachte ich bösartig. Er arbeitete sich sorgfältig nach vorne, überholte mich, als wir um die bewußte Ecke bogen, und ich nahm Maß und lief genau in seinem Windschatten. Exakt Hacke an Zehenspitze, um das Maximale an Deckung herauszuholen. Das lief super! Ja, und 500 m später, als dann die Brücke kam, wo sich die Richtung änderte, da gab ich natürlich alles, überholte großspurig und hielt den Vorsprung (knapp) bis ins Ziel. Das war schön. Ich kann ganz schön raffiniert sein.

Hat aber im Ergebnis nicht soviel geholfen. Erst nach exakt 41 Minuten war ich im Ziel. Naja, ein Aufbauwettkampf eben, ein guter Tempodauerlauf für's Marathontraining. Seht nicht hin, wie ich mich leise schluchzend zur Seite wende und einige Tränlein wegtupfe.

Schade war aus meiner Sicht, daß es nichts nach dem Laufen gab. Es gab nichts. Gar nichts. Kein Essen, kein Trinken. Ich sah zwar einige Läufer mit Bechern herumlungern, aber wo die herkamen, habe ich nicht herausgekriegt. Da es immer noch fürchterlich kalt und naß war, bin ich auf dem schnellstmöglichen Weg zu den Umkleideräumen, den Duschen und anschließend zum Zug nach Kiel geeilt. Das hatte den Vorteil, daß ich zuhause die leckere Sauce Bolognese meiner Frau genießen konnte. Und das war der Höhepunkt des heutigen Tages.